Oh du dicke Rennmaus!

Mongolische Rennmäuse setzen leicht das ein oder andere Reservepölsterchen an. Die ungeliebten "Grämmchen" wieder loszuwerden ist in den meisten Fällen gar nicht schwer. Hier eine kleine Anleitung, wie dicke Rennmäuse wieder zu einem gesunden Gewicht finden ohne etwas entbehren zu müssen.

 

Täglich wird eine Körnerfuttermischung mit 80% Mehlsaaten und 20% Ölsaaten gefüttert. Die empfohlene Körnerfuttermenge von 5-8g je Rennmaus und Tag wird hierbei nicht gekürzt!

 

Täglich gibt es eine reichliche Portion frisches Grünfutter. Wenn deine Tiere bisher nicht daran gewöhnt sind, erst langsam die Menge steigern. Bei daran gewöhnten Näschen gebe ich jeden Tag verschiedenes frisches Grün und davon reichlich. Das wirkt bei zu dicken Tieren erfahrungsgemäß Wunder. Grünfutter füllt den Magen und hat nur wenig Kalorien. Blüten, Blätter, Kräuter, Gemüse und Gräser sind gesund und schmackhaft. Sie gehören deshalb täglich auf den Speiseplan und sind keinesfalls nur Leckerbissen.

 

Wenn du möchtest, lassen sich auch "Nagergras" und andere fertige Mischungen für Nager einfach auf der Fensterbank anbauen. Mit etwas Geduld ist auch der Anbau von blühenden Pflanzen, wie Kornblume und Ringelblume, kein Hexenwerk.

Rennmausmann "Balin" wird beim Fressen zu einer Plüschkugel. Doch die Optik täuscht bei ihm: Er plustert sich zum Fressen nur gerne auf, ist ansonsten aber normalgewichtig.


Ebenso können frische Küchenkräuter, wie Petersilie, Zitronemelisse und Basilikum, gefüttert werden. Küchenkräuter sollten allerdings nur in kleineren Mengen gereicht werden, weshalb sie eher eine Ergänzung zu anderem Grünfutter sind.

 

Getrocknete Futterinsekten enthalten in der Regel viel Fett. Bei zu dicken Tieren darf Eiweißfutter dennoch nicht fehlen. Deshalb gibt es je Rennmaus zweimal pro Woche einen schwach gehäuften Teelöffel einer Eiweißfuttermischung.

 

Ebenfalls sehr fettreich sind Nüsse und Kerne. Da diese jedoch viele wichtige Fettsäuren enthalten, dürfen diese niemals ganz vom Speiseplan gestrichen werden. Hier gebe ich bei zu dicken Mäuschen einfach weniger. D.h. nur zwei bis drei Sonnenblumenkerne je Tier am Tag, nur einen viertel Haselnusskern je Tag, nur einen viertel Walnusskern je Tag, nur drei bis fünf Gurkenkerne je Tag, nur zwei Kürbiskerne je Tag usw.

 

Zusätzlich zur Anpassung der Ernährung kann auch die Art der Futterdarreichung die Gewichtsreduktion unterstützen: Streue das Körnerfutter einfach schwungvoll ins Gehege, sodass die Tiere auch wirklich suchen müssen.

 

Ebenso ist Bewegung natürlich immer gut. Viel Nagematerial, ein großes Gehege und ein artgerechtes Laufrad helfen Energie zu verbrauchen. Äste, abwechslungsreiche Einrichtungsgegenstände und viel Streu zum Buddeln fördern die Aktivität und damit den Kalorienverbrauch.

 

Mit der Umstellung der Körnerfuttermischung und der reichlichen Frischfuttergabe sollte das Problem rasch keines mehr sein. Bereits die neue Körnerfuttermischung zeigt in der Regel innerhalb von 7 Tagen einen bemerkbaren Effekt. Wenn sich das Gewicht der Maus wieder normalisiert hat, kannst du langsam die Menge an Nüssen und Kernen und das Eiweißfutter wieder auf einen normalen Wert steigern. Hält das Näschen das Gewicht nach der Steigerung weiterhin, kannst du antesten, ob eine 70% Mehlsaaten / 30% Ölsaaten Körnerfuttermischung gewichtstechnisch vertragen wird.

 

In vielen Fällen ist erfahrungsgemäß tatsächlich die reichliche Fütterung mit frischem Grün der Schlüssel zum Erreichen und Halten (!) des Idealgewichts bei normaler Fütterung. Dann darf es auch ab und zu ein Leckerbissen mehr sein :-).

Ab wann ist aber eine Rennmaus überhaupt übergewichtig? 

 

In absoluten Einheiten ausdrücken lässt sich Übergewicht bei Rennmäusen nicht. Zum einen hängt das Idealgewicht vom Geschlecht des Tieres ab, aber noch mehr von der jeweiligen Körpergröße. Manche Zuchtlinien bringen zierliche Rennmäuse hervor, für welche 70-80g Normalgewicht darstellt. In anderen Linien sind die Tiere hingegen deutlich größer und mit 120-130g im normalen Gewichtsbereich. Viel wichtiger als eine Grammangabe ist deshalb die Optik und die Haptik, also das "wie fühlt sich die Rennmaus an".

Der dreijährige Rennmausmann "Chris" hat eindeutig zu viel auf den Rippen.


Bei Übergewicht sind drei deutliche Zeichen zu fühlen:

  1. Die Rennmaus hat im Nacken eine spürbare Speckwulst. Diese ist weich und nachgiebig. Teste die Haptik einfach mal bei dir selbst. Bei Rennmäusen fühlen sich die Speckröllchen auch nicht anders an als beim Menschen ;-).
  2. Wenn du mit dem Finger über den Rücken der Maus streichst, sind die Wirbelsäule und weiter hinten die Knochen der Hüfte kaum zu spüren.
  3. Wenn sich die Maus mit der Hand greifen lässt, spürst du unterhalb der Rippen eine "Wampe", sprich: die Maus hat einen deutlich ausgeprägten Bauch. Dieser ist weich und beweglich. Die Maus ist gleichmäßig dick und die Rippen sind wegen des Fetts nicht oder kaum zu tasten.

 

Treffen die drei genannten Punkte zu, ist eine angepasste Ernährung wie oben beschrieben, die Lösung für das Gewichtsproblem. Zu starkes Übergewicht kann zu zahlreichen Folgeerkrankungen führen und verkürzt die Lebenserwartung. Eine gewisse Fettreserve darf - oder gar sollte - dennoch jede Rennmaus haben. Im Krankheitsfall mergeln die Tiere nämlich sehr rasch aus, Reserven sind dann von Vorteil. Wichtig und richtig ist es, eine gesunde Balance zu finden.

 

Achtung: Neben Fettpolstern gibt weitere Gründe, weshalb eine Rennmaus an Gewicht zulegen kann:

Wenn die Umfangsvermehrung nicht symmetrisch ist, der Bauch eine Beule aufweist, die Knoche trotz dickem Bauch gut zu spüren sind oder sich die Umfangsvermehrung hart und unnachgiebig anfühlt, dann handelt es sich nicht um Fett! Es könnte eine ernsthafte Erkrankung wie ein Tumor, eine Gebärmuttervereiterung oder die Folgen anderer Krankheiten (Bauchwassersucht) dahinterstecken. Wenn der kleinste Zweifel daran besteht, dass es sich nicht um Übergewicht handelt, rate ich dringend zeitnah einen rennmauskundigen Tierarzt aufzusuchen.