auf was muss ich mich vorbereiten

Bei der Anschaffung der kleinen agilen Nager mit den großen Knopfaugen denkt man sicherlich kaum daran, was in wenigen Jahren unweigerlich kommen wird: Rennmäuse werden in der Regel nur zwischen drei und vier Jahre alt.

 

Einigen ist ein langes, gesundes Leben und ein schnelles, friedliches Sterben in hohem Alter in der gewohnten Umgebung vergönnt. Morgens noch putzmunter, abends tot im Gehege liegend. So wünsche ich es mir für all meine Tiere. Der Großteil meiner bisherigen Rennmausmitbewohner hat mir diesen Gefallen getan, dafür bin ich den Kleinen sehr dankbar.

 

Dennoch sollte sich jeder Tierhalter über den Fall der Fälle Gedanken machen. Was ist, wenn die Rennmaus unheilbar krank wird und den üblichen "mausigen" Tätigkeiten nicht mehr nachgehen kann, wie lange ist ihr Leben lebenswert?

Rennmaus Jarvis war ein schneller Abschied in hohem Alter in der gewohnten Umgebung ohne menschliches Zutun vergönnt.


Auf diese Frage kann ich dir keine Antwort geben. Jeder Halter muss für sich entscheiden, wann sein Tier noch Freude am Leben hat und ab wann es leidet. Du kennst deine Rennmäuse und du wirst den Unterschied erkennen und richtig entscheiden.

 

Was ich jedoch kann, ist dir die Furcht und Ungewissheit vor dem Schreckgespenst "Einschläfern" zu nehmen. Eine richtig durchgeführte Einschläferung ist für dein Tier nicht schmerzhaft, nicht schrecklich und auch bestimmt nicht qualvoll. Es ist ein ruhiges, schmerz- und angstfreies Gehenlassen in Würde. 

 

Jeder Tierarzt bevorzugt ein etwas anderes Vorgehen. Ein guter Tierarzt wird jedoch immer auf die Bedenken und Wünsche der Patientenhalter eingehen, Bedenken ausräumen und Wünsche (wenn möglich und sinnvoll) erfüllen. Erkundige dich bei dem Tierarzt deiner Wahl vor dem Einschläferungstermin, wie genau er die Situation handhabt. Wenn dir dessen Vorgehen nicht zusagt, unterbreite ihm deinen Vorschlag zum Ablauf. Sollte der Arzt deine Bedenken nicht ausräumen können oder "die Chemie einfach nicht passen", empfehle ich dir einen anderen zu suchen.

 

Ich persönlich bevorzuge folgenden Ablauf bei Rennmäusen

(und bestehe beim Arzt auch darauf, sofern es der Arzt nicht sowieso schon so handhabt)

  • Die Rennmaus wird nochmals genau untersucht. Ein vertrauensvoller Tierarzt wird ehrlich sagen, ob er dem Tier noch eine Chance einräumt oder nicht.
  • Nach der Entscheidung, dass der Maus nicht mehr geholfen werden kann, erklärt der Arzt nochmals (bevor er anfängt irgendetwas zu tun), wie das Einschläfern ablaufen wird.
  • Ich bestehe immer darauf (sofern der Arzt dies nicht von sich aus tut), dass meine Rennmaus eine Spritze zur Sedierung subkutan erhält. Diese Spritze führt eine Bewusstlosigkeit oder eine sehr starke Beruhigung herbei. Subkutan bedeutet "unter die Haut", also wie bei der Verabreichung einer Infusion oder eines Antibiotikums. Der kleine Pieks ist für die Maus kaum zu spüren und ihr Bewusstsein wird betäubt. Sehr geschwächte Rennmäuse sterben bereits nach dieser ersten Spritze. 
  • Der Tierarzt dimmt nun das Licht, nachdem die erste Spritze verabreicht wurde. Schummerlicht ist für die Rennmaus angenehmer zum Einschlafen.
  • Wenn die Rennmaus tief und fest schläft und sich der Tierarzt davon nochmals überzeugt hat, wird die tödliche Spritze verabreicht. Ein Narkosemittel namens "Pentobarbital" (auch bekannt unter den Handelsnamen Eutha77, Euthadorm, Narcoren, Narkodorm, Esconarkon oder Release) wird in Überdosis direkt ins Herz, in die Lunge oder in die Bauchhöhle gespritzt. Da es bei einer Gabe in die Lunge und die Bauchhöhle etwas dauert, bis sich das Mittel im Körper verbreitet, kann es mehrere Minuten bis zum Todeseintritt dauern. Während dieser Sterbephase können Krämpfe oder Muskelzuckungen auftreten oder die Augen hervorquellen. Das Tier bekommt dies aber alles nicht mehr mit! Durch die vorherige Sedierung und durch das Narkosemittel ist sein Bewusstsein bereits völlig ausgeschaltet.
  • Nach einigen Minuten prüft der Tierarzt mehrfach die Vitalfunktionen und stellt dann schließlich den Tod der Rennmaus fest.

 

Eine vorherige Spritze unter die Haut zur Sedierung ist bei der Verwendung des oben genannten Mittels gesetzlich nicht vorgeschrieben. Grundsätzlich kann der Arzt deshalb dem Tier auch direkt die tödliche Spritze verabreichen. Ich persönlich bestehe jedoch immer auf einer vorherigen Betäubung. Weshalb? Ich stelle es mir "nicht so schön" vor bei (vollem) Bewusstsein eine Spritze in den Bauch, die Lunge oder das Herz zu erhalten. Viele Tierärzte teilen diese Ansicht und bieten deshalb von sich aus eine Sedierung vorab an. Das Gehenlassen meiner Rennmäuse habe ich nach dem obigen Ablauf als würdevoll und ruhig empfunden.

 

 

Sonderthema "Embutramid" (T61):
In den letzten Jahren ist dieses Mittel zur Einschläferung sehr in Verruf geraten. Seine Verwendung ist aktuell grundsätzlich nicht verboten. Dennoch ist es aber sicherlich nicht das Mittel erster Wahl, da es im Vergleich zu dem oben genannten Mittel sehr viele Nachteile aufweist. Große Nachteile sind z.B., dass T61 das Bewusstsein nicht komplett und schnell ausschaltet, aber die Atmung dämpft (das Tier erstickt bei vollem Bewusstsein) und die Verabreichung deutlich schmerzhaft ist. Wenn der Tierarzt T61 benutzt, dann muss er das Tier zuvor in eine tiefe Narkose versetzen (keine Sedierung, sondern wirklich eine Narkose, die alles Bewusstsein und Schmerzempfinden ausschaltet), da die Tötung sonst nicht tierschutzkonform (kein Leiden, Angst, Schmerz usw. vermeiden) ist und er sich strafbar macht. Sprich: Schläfert der Tierarzt mit T61 ohne richtige Narkose vorab ein, kann man ihn anzeigen und er kann seine Zulassung verlieren.

 

Weitere Informationen zum Thema Einschläfern findest du z.B. hier:

 

https://www.facebook.com/tierarzt.jonigkeit/posts/798849950135238:0

http://www.vetmed.uni-leipzig.de/blaue-hefte/archiv/0001_LTK4/free-online/Töten-von-Tieren.pdf

https://de.wikipedia.org/wiki/Pentobarbital