Auch ich bleibe nicht von den Macken und Mätzchen meiner Rennmäuse verschont. Jarvis, futtertechnisch eigentlich unkompliziert, hatte sich von Anfang an Paprika als absolutes No-Go in den Kopf gesetzt. Das Ende vornweg: durch meine Hartnäckigkeit hat er letztlich doch zum ersten Mal in seinem dreieinhalbjährigen Leben Paprika - ein Gemüse, das er zuvor nie anrührte - gefressen. Die Verweigerung von (unbekanntem) Frischfutter (Gemüse, Blüten, Blätter, Kräuter) und Futterinsekten beschert erstaunlich vielen Rennmaushaltern Kopfschmerzen.
Vor allem bei Tieren, die von anderen Haltern übernommen wurden und dort nur wenig oder gar kein Frischfutter bekamen, ist die Verweigerung von fast sämtlichem Grün ein großes Problem. Im Folgenden ein paar Kniffe, die Abhilfe schaffen, auch wenn es Monate oder gar Jahre (!) dauern kann:
Von rechts nach links: Zuerst wird das Grünfutter als Brei angeboten - nicht mal Kauen muss die Mäkelnase. Wird der Brei gut angenommen, kann das Futter fein geraspelt angeboten werden. Wird auch dies gut gefressen, dann fein gehackt, wird dies gut gefressen, grob gehackt, wird dies gut gefressen, können größere Stücke angeboten werden und irgendwann im Idealfall ganz große. Die Karotte ist hier aber nur beispielhaft zu sehen. Nur sehr kleine Karotten lege ich am Stück ins Gehege, da die Menge für zwei Rennmäuse sonst nicht zu bewältigen ist.
Jarvis frisst nach dreieinhalb Jahren zum ersten Mal Paprika.
Hartnäckig bleiben: Auch wenn das frische Grünfutter nicht gefressen wird und du es täglich unangerührt in den Biomüll kippst, dranbleiben lohnt sich!
Abwechslung: Jede Rennmaus hat andere Vorlieben. Probiere die komplette Palette an fütterbarem Gemüse, Kräuter, Blätter und Blüten durch. Meine Rennmäuse haben allesamt niemals Fenchel angerührt, nie, gar nicht. Bei anderen Haltern wird der Fenchel in Sekunden gefuttert. Jede Rennmaus muss auch nicht die komplette Futterpalette annehmen. Abneigungen darf jeder haben, solange derjenige es damit nicht übertreibt.
Darreichungsform: Manche Mäuse sind einfach faul. "Ein Stück abbeißen? Neee, zu anstrengend. Lass mal." Viele hartnäckige Verweigerer konnten
durch die langsame Anhebung des "Schweregrades" (siehe Karotten-Foto oben) davon überzeugt werden, dass Grünfutter superlecker ist.
Immer noch kein Erfolg? Grünfutter mit anderem gerngefressenem Futter zu mischen hilft! Wird der Gemüsebrei z.B. mit Hafer- oder Hirseflocken oder noch besser mit gehackten oder gemahlenen Nüssen, wie Pinien-, Walnuss- oder Haselnusskernen, gemischt, werfen fast alle bis jetzt noch nicht überzeugten Mäkelnasen ihre Vorbehalte über Bord und schlabbern eifrig.
Der letzte Kniff: "Uääähhh, frisches Grünfutter ist ja so blöde nass." - das denken sich hartnäckige Frischfutterverweigerer vermutlich.
Die Lösung: Versuche, ob getrocknetes Grünfutter angenommen wird. Wenn nicht, dann biete "gebackene" Leckerchen mit hohem Gemüseanteil an. Ist die Karotte erstmal staubtrocken und mit leckeren Flocken oder Saaten vermischt, kann so gut wie kein Mäkelnäschen auf Dauer nein sagen. Die gewohnten getrockneten Dinge können dann bei Bedarf langsam mit wenig Wasser eingeweicht und auf frisches umgestellt werden.
Fazit: Je nachdem wie "stur" das Mäuschen ist, kann die Überzeugung von Frischfutter eine langwierige Angelegenheit sein. Kreativität und Ausdauer sind gefragt. Doch so gut wie alle Rennmäuse lassen sich über kurz oder lang vom frischen Grün überzeugen.