Ab und zu kommt es vor, dass Rennmäuse aufgrund von Problemen mit den Zähnen kein normales Futter zu sich nehmen können. Wenn die Nagezähne abgebrochen oder zu kurz sind, vielleicht sogar ganz fehlen, ist das Knacken der Körnerschalen und das Zerkleinern harter Futterbestandteile für "Zahnpatienten" unmöglich. Hier findest du Vorschläge, wie du deinen Tieren die Nahrungsaufnahme in diesen Fällen erleichtern kannst.

 

Ursachen für fehlende Nagezähne

  • Die Vorderzähne wurden durch einen Sturz oder durch den Anprall an eine Gehegewand oder einen Einrichtungsgegenstand bei der Flucht oder bei einem Streit ausgeschlagen.
  • Manchmal tritt ein familiär auffällig gehäufter Zahnverlust ab einem Alter von 2 Jahren auf.
  • Bei Mineralmangel werden die Nagezähne brüchig oder fallen ganz aus.

 

Aussichten

Bei dem größten Teil der Zahnpatienten wachsen die ausgeschlagenen Zähne wieder nach. Solange die Zahnbasis durch den Sturz bzw. Anprall nicht dauerhaft geschädigt wurde, benötigen die fehlenden oder abgebrochenen Zähne etwa zwischen 7-21 Tage, um auf die Ideallänge nachzuwachsen. Da bei Rennmäusen die Nagezähne permanent wachsen, ist es zwingend notwendig, dass die Gegenspieler der fehlenden/ zu kurzen Zähne im Abstand weniger Tage auf die Länge hin geprüft werden. Werden diese zu lang, müssen sie vom einem Tierarzt mit einem Trennschleifer gekürzt werden. Dies ist - auch wenn einige Tierärzte hartnäckig anderes behaupten - bei einem geübten Arzt ohne Narkose innerhalb von 1 Minute erledigt. Zum Kürzen der Zähne sollte kein Kneifer/ Klippser verwendet werden, da dieser beim Kürzen eine beträchtliche Hebelwirkung auf die Zahnbasis entwickelt und diese nachhaltig schädigen oder gar zerstören kann oder Mikrorisse im Zahn entstehen können. Nur bei einem kleinen Teil der Rennmäuse mit Zahnproblemen wachsen die Nagezähne nicht mehr nach. Diese müssen dauerhaft anders ernährt und die verbliebenen Nagezähne regelmäßig gekürzt werden.

 

Ernährung

Das natürliche Futter von Rennmäusen besteht zu einem großen Teil aus Saaten und Samen mit harten Schalen. Ohne Nagezähne sind diese nicht zu öffnen. Die hier genannten Tipps beziehen sich ausschließlich auf die kurzzeitig angepasste Ernährung bis die Zähne wieder nachgewachsen sind. Folgendes erleichtert Zahnpatienten das Fressen enorm:

  • Schneide frisches Grünfutter (Gemüse, Kräuter, Blätter, Blüten usw.) in sehr sehr kleine Stücke. Viele Zahnpatienten finden nach kurzer Zeit heraus, dass sie die kleinen Stücke auch ohne Abbeißen in den Mund stecken und mit den Backenzähnen kauen können. Blanchiertes bzw. gegartes Grünfutter ist deutlich weicher und leichter zu kauen. Gekochter kleingeschnittener Brokkoli oder gekochte zerdrückte Kartoffeln werden beispielsweise gerne genommen.
  • Gekaufter Brei: Viele Breisorten aus dem Babybreisortiment schmecken Rennmäusen sehr gut. Gute Erfahrungen habe ich mit den Sorten Kürbis, Karotte, Pastinake, Gemüseallerlei, Rahmgemüse, Gemüse mit Huhn und Reis, aber auch mit einigen Suppensorten (z.B. Kartoffelsuppe, Kürbissuppe) gemacht. Achte bei den Zutaten des Breis darauf, dass keine Zwiebeln oder Lauch enthalten sind. Natürlich sollten diese nur Dinge enthalten, die Rennmäuse grundsätzlich fressen dürfen. Der Brei kann leicht in Eiswürfelformen gefüllt und so portionsweise eingefroren werden.
  • Ein Mörser mit Stößel ist die Allzweckwaffe bei der Fütterung von Zahnpatienten. Ebenso gibt es kleine, leistungsstarke Kaffemühlen, die Kerne prima mahlen können. Auch geschälte Nüsse können damit wunderbar zerkleinert werden. Ebenso wird getrocknetes Eiweißfutter rasch zu Pulver und sogar eine kleine Menge der normalen Körnerfuttermischung kann damit geschrotet (=zerbrochen) werden, sodass der Patient sich die Kerne aus den Schalen selbst zusammensuchen kann.
  • Geflocktes oder gepufftes Getreide macht Rennmäusen das Fressen einfach. Hafer-, Hirse, Gerste- oder Dinkelflocken werden von einigen Zahnpatienten ohne weitere Verarbeitung gefressen. Manche finden jedoch nicht heraus, dass sie die Flocken auch ohne Abbeißen fressen können. Bei diesen Tieren macht es Sinn, einen Brei aus den Flocken, etwas Wasser und z.B. Nüssen zuzubereiten. Auch kann aus dem Körnerfutter mit Hilfe einer Flockenquetsche fressbares Grundfutter zubereitet werden. Flockenquetschen sind allerdings recht preisintensiv, mit einem Anschaffungspreis ab 100€ ist zu rechnen.
  • Wenn der Zahnpatient gar keine festen Futterbestandteile fressen kann oder möchte, ist selbstgemachter Brei die Lösung. Je nach Vorlieben des Patienten kann dieser aus Nüssen, Gemüse, Flocken, zerkleinertem Körnerfutter, zerkleinertem Eiweißfutter, sonstigem Grünfutter und Wasser hergestellt werden. Manchmal wirken auch ein kleiner Klecks Honig (aber wirklich nur, wenn notwendig) oder ein paar Tropfen Sonnenblumenöl im Brei Wunder.
  • Ebenso kann das gewöhnliche Körnerfutter, aber auch einzelne Saaten wie Quinoa oder Hirse, kurz in Wasser gekocht werden. Danach ist es weich und kann deutlich besser gefressen werden. Ebenso kann gekochter Reis gereicht werden.
  • Gekochtes Ei liefert Kalorien, wenn der Patient aufgrund der fehlenden Zähne kaum etwas zu sich nimmt oder zu sich nehmen möchte. Besonders das Eigelb ist sehr fetthaltig. Einige Rennmäuse nehmen Ei gut an, da es zwar weich ist, aber sie es im Gegensatz zu Brei mit den Pfoten greifen können.
  • Muß & Pasten: Mandel-, Sesam- und Erdnussmuß sind inzwischen in den meisten Supermärkten ohne zusätzliche Inhaltsstoffe zu finden. Müssen reichlich Kalorien in die Maus, sind diese Pasten einen Versuch wert.

Wichtig: Biete zusätzlich zur Patientenkost immer auch normales Futter an. So kannst du schnell feststellen, ab wann die Rennmaus wieder normal fressen kann.